053) Seine Jünger fragten ihn: Ist die Beschneidung nützlich oder nicht? Er aber sprach zu ihnen: Wäre sie nützlich, dann würden Männer von ihrem Vater schon im Mutterleib beschnitten gezeugt.

Diese Aussage braucht man nicht zu deuten denn sie ist uneingeschränkt richtig und unmissverständlich! Es schmerzt wenn man die Diskussionen der „Priester und Schriftgelehrten“ über Themen wie diese anhören muss. Welcher Irrsinn treibt Menschen zu Handlungen wider den natürlichen Verstand? Was für eine Schuld lastet auf diesen „Sachverwaltern religiöser Unlogik“ wenn sie Menschen Verhaltensarten vorschreiben die widernatürlich sind?! Sie werfen Lasten und Schuldgefühle auf die Menschen um diese gefügig und demütig zu machen, zwingen ihnen Vorstellungen auf, die diesen das klare Denken verbieten und erdreisten sich über den Lebenswandel anderer Menschen zu urteilen obwohl erkennbar ist, dass sie wie die Schmarotzer von diesen Menschen leben. Was immer gegen den „gesunden Menschenverstand“ gerichtet ist kann niemals von Gott gewollt sein und so sollten wir alle nach einem „gesunden Geist“ streben und dann danach leben!

054) Jesus: Selig ihr Armen! Denn euch gehört das Himmelreich.

Dieser Satz hat es mächtig in sich, man könnte ihn als die Essenz der Bergpredigt bezeichnen. Er stellt scheinbar radikal das Wertesystem, den Maßstab des Alltäglichen, auf den Kopf und verlangt etwas das gänzlich widersprüchlich zu sein scheint. Denn wenn nur den „Armen“ das Himmelreich gehört haben alle anderen Menschen wohl keinen Anteil, werden so radikal davon ausgeschlossen, dass es scheinbar sinnlos ist überhaupt danach zu streben. Strebt aber nicht jeder Mensch auch nach irdischem Glück und auch nach irdischem Wohlstand? Kann es irgendeinen Sinn  machen sich die Reichtümer unserer Schöpfung zu versagen? Wohl kaum!

Darum muss man für diesen Spruch zwar einen „geistigen Erklärungsansatz“ finden dabei aber nicht auf die häufig verwiesene „geistige Armut“ ausweichen, die durchaus fragwürdige Lebensformen hervorbringen kann. Um die hier gemeinte „Armut“ überhaupt verstehen zu können und um den damit verbundenen Gefühls- und Bewusstseinsstand in sich selbst fühlen zu können muss man nämlich die „Erfahrung des Armwerdens“ selbst gemacht haben. Diese „Erfahrung des Armwerdens“ gewinnt man aber nur auf dem „Pfad zur Erlösung/Erleuchtung“, ja man kann ohne die Erfahrung des Weisheitsweges den Spruch weder verstehen noch in seinem eigenen Leben umsetzen! Nach dem Durchschreiten der 2. inneren Tür, dem Moment an dem „die Frau am Himmel“ sichtbar wird, beginnt ein weiterer langer Prozess innerer „Reinigung“ und dabei lernt man Schritt für Schritt von allen (!!) Be-Gier-den Abstand zu nehmen, buchstäblich alles loszulassen, jede noch so kleine Habgier, aber auch Ideologien oder Religionsdogmen zu überwinden. Das Spektrum dessen was Menschen dabei loslassen müssen ist so groß wie es unterschiedliche Menschen gibt. Jeder bekommt dabei das Gefühl, dass man etwas „weggenommen“ bekommt, dass man vom vermeintlichen „Reichtum“ entäußert wird, dass man „arm“ wird. Tatsächlich ist das bei vielen Menschen auch mit der Überwindung der Gier nach Geld verbunden und das Wort „arm“ wird von uns meistens mit „fehlendem Geld“ assoziiert, aber das Spektrum möglicher Begierden ist viel größer, das Gefühl jedoch, dass das Loslassen „arm“ macht ist praktisch gleich. Der Grad des Festhaltens ist entscheidend für das Maß der Schmerzen und es kann notwendig sein, dass ein „armer Schlucker“ auch noch seinen letzten Groschen hergeben muss um das „Loslassen“ von der Geldgier zu lernen, während mancher Wohlhabende kaum einen Pfennig verliert, denn die Gier nach Besitz war nie ein Problem für ihn. Die äußeren, realen Umstände können daher davon betroffen sein, müssen es aber nicht, denn es geht nicht um das Geld oder sonst einer „begehrlichen Sache“, sondern allein um die Gier danach! Gott ersetzt  uns zudem alles zuvor Verlorene durch Seinen Reichtum, Er gönnt uns jedes erdenkliche Glück und jeden Wohlstand in Fülle, Er mag nur nicht, dass wir unser Leben aus lauter Gier danach verlieren! Hat man den Spruch von Jesus daher „verstanden“, hat man in diese „Armut“ gefunden, dann steht man tatsächlich im Himmelreich.

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055) Jesus erklärte: Wer Vater und Mutter nicht hasst, der kann nicht mein Jünger sein. Und wer Brüder und Schwestern nicht hasst und sein Kreuz trägt wie ich, der ist meiner nicht wert.

Wieder einmal verwendet Jesus ausgesprochen schroffe Worte um auf einen psychologisch notwendigen Vorgang aufmerksam zu machen. Um ihm zu folgen muss man sich nämlich innerlich und äußerlich vom Einfluss der Eltern befreien und das war zu allen Zeiten schon ein schmerzhafter Prozess bei dem man Vater und Mutter aus ganzem Herzen „hassen“ lernt. Es handelt sich dabei aber vor allem um deren Projektionen im eigenen Über-Ich, dort muss man sie regelrecht „töten“ um zur Freiheit zu gelangen. Der Einfluss der Geschwister ist meist nicht ganz so stark, aber auch von deren Beeinflussung muss man sich durch radikale Abwendung erst einmal lösen um den Weg zu sich selbst überhaupt schaffen zu können. Man muss dabei den „Gruppengeist“ in dem man aufgewachsen ist und der sich aus dem gesamten sozialen Umfeld zusammensetzt verlassen um frei zu werden. Das Kreuz ist nicht eigentlich das Leid sondern die Kraftanstrengung die es bedarf den Weg zur Reinheit zu gehen. Das Satzende: „der ist meiner nicht wert“ sollte man aber besser durch: „der kann mir nicht gleich werden“ ersetzen, denn so hat Jesus das wohl gemeint!

056) Jesus: Wer die Welt erkannt hat, der hat eine Leiche gefunden, und wer die Leiche findet, der steht der Welt vor.

Kurz und knapp: Der Zustand der Welt entspricht der einer Leiche! Sie ist tot, die Menschen leben gar nicht sondern hausen in Gräbern. Wer zur Weisheit gefunden hat, der hat das auch erkannt, der sieht, dass die Welt eine Leiche ist und er ist darüber erhaben!

057) Jesus: Mit dem Reich des Vaters ist es wie bei einem Mann, der Korn säte. In der Nacht kam sein Feind und säte Unkraut unter das Korn. Aber der Mann ließ niemand das Unkraut ausreißen. Er sagte zu seinen Leuten: Dass ihr mir ja nicht hingeht und das Unkraut jätet! Mit ihm würdet ihr den Weizen ausreißen. Erst am Tag der Ernte ist das Unkraut gut zu erkennen. Und dann wird es ausgerissen und verbrannt.

Dieses Gleichnis ist vor allem deswegen so schwer zu verstehen, weil der „heutige Christ“ unter dem Unkraut etwas völlig anderes meint als Jesus. „Böse Menschen“ sollte man doch wie „kranke Tiere“ aus der Herde nehmen damit nicht alle davon befallen werden! Das ist die Logik der „Selbstgerechten“ aller Tage und genau darum handeln sie auch so. Es sind aber besonders diese Art der „Selbstgerechten“, der „Gottesbesitzer“ die Jesus mit Unkraut meint, nicht die armen Schlucker, die Diebe und Verbrecher, die Huren und Zöllner! Nein, diese Menschen sind in Jesu Augen immer nur die Gequälten, die, die von den „Selbstgerechten“ verurteilt werden, nicht ahnend, dass sie es selbst sind die den Menschen die Erde zur Hölle machen. Wartet nur Freundchen, ihr werdet euren Lohn schon erhalten denn Gott lässt zwar alle Menschen ohne zu strafen in ihrer Art leben, aber ihrer Läuterung im „Gericht“ entgehen sie nicht!

058) Jesus: Selig der Mensch, der gelitten hat! Er hat das Leben gefunden.

Gerade diesen Satz darf man auf keinen Fall auf die Außenebene beziehen also auf reales Leid, weder körperlich noch psychisch, denn dann wäre das Leid ja eine begrüßenswerte Sache, müsste man ja regelrecht danach suchen, oder man könnte sich doch wenigstens das Leid das man anderen zugefügt hat schönreden. Unsinn, absoluter Unsinn! Sicherlich können schmerzhafte Erlebnisse eine Reifung der Persönlichkeit bewirken, aber dieser Spruch zielt erneut auf eine gänzlich andere Ebene. Auf dem Weg zur Reinheit – nach dem Erkennen der „Frau am Himmel“ – wird man durch viele Schmelzbäder geführt, muss ganz erhebliche seelische Schmerzen ertragen, denn die Wunden und Sünden der Vergangenheit können nur unter großen Anstrengungen überwunden werden. Dieses Leid ist zur Heilung der Seele aber unvermeidbar und wer es durchgestanden hat erntet ein Leben in Reinheit und Glück!

059) Jesus: Schaut nach dem Lebendigen aus, während ihr lebt! Sonst sucht ihr ihn, wenn ihr sterbt, und könnt ihn nicht sehen.

Gott ist ein lebendiger Gott, Er lebt und wirkt für die Lebenden. Man sollte daher während der Blütezeit des eigenen Lebens nach Ihm suchen um das Leben mit Ihm zusammen leben zu können. Ist man erst einmal an der Grenze zum Tod angekommen, ist es meist zu spät, so sehr man ihn auch gerne sehen würde bleibt Er dann aber verborgen.

060) Da war einer aus Samarien, der ein Lamm trug und nach Judäa ging. Jesus fragte nun seine Schüler: Was will der mit dem Lamm? Sie antworteten ihm: Es schlachten und essen. Er aber entgegnete ihnen: Solange es lebt, wird er es nicht essen. Doch erst dann, wenn er es tötet, und es eine Leiche geworden ist. Und sie sagten: Anders wird er es nicht machen können! Daraufhin sprach er zu ihnen: Sucht auch ihr einen Ort, um auszuruhen, damit ihr keine Leichname werdet, und man euch isst! 

Es ist eigentlich eher eine nette Randbegebenheit die Thomas da festgehalten hat, zeigt aber auf wie unterschiedlich Jesus und seine Schüler die Umwelt wahrnehmen. Die Schüler sehen einzig die reale Szene, Jesus dagegen erkennt auch eine Symbolik darin. Die Schüler sehen einen Mann ein Lamm tragend und denken ans Schlachten und Essen. Jesus dagegen sieht, dass der Mann das Lamm trägt und solange er es trägt wird er es weder töten noch essen und sieht dabei die Parallele, weiß, dass Gott uns alle trägt, von Anbeginn bis ans Ende aller Zeiten und wer sich dessen bewusst ist, der weiß, dass er auch bis dorthin leben wird. In Gottes Obhut wird niemand geschlachtet und gegessen. Diesen Ort, dieses lebendige Bewusstsein sollen seine Schüler finden und nicht als Tote leben.

061) Jesus: Zwei ruhen auf einem Bett. Einer wird sterben, der andere leben. Da fragte Salome: Woher hast du das? Was bist du für ein Mensch! Du hast auf meinem Bett gelegen und von meinem Tisch gegessen. Ihr antwortete Jesus: Mein Leben stammt aus dem Licht; was meinem Vater gehört, davon ist mir gegeben. Da sagte Salome: Ich bin deine Schülerin. Deswegen sage ich: Wer leer ist, den erfüllt Licht. Ist einer aber in sich gespalten, dann füllt ihn Dunkelheit. 

Wieder einmal macht Jesus hier auf die Absolutheit seiner Botschaft aufmerksam. Nur wer ihm ins Licht folgt wird leben, der andere sterben! Salome ist empört, sie meint ihn schon seit je her zu kennen und raunzt ihn ob dieser Aussagen an. Jesus erklärt erneut, dass sein inneres Licht, seine Weisheit, sein Wesen direkt vom Vater stammt und er eben nicht mehr der junge Mann ist, den Salome zu kennen glaubt. Offensichtlich ist, dass Jesus und nicht Salome die beiden abschließenden Sätze sagt: „Deswegen sage ich: Wer leer ist, den erfüllt Licht. Ist einer aber in sich gespalten, dann füllt ihn Dunkelheit.“, denn diese Weisheit kann Salome zu diesem Zeitpunkt – vor Ostern – gar nicht gehabt haben. Jesus erklärt nämlich, dass man sich „leeren“ muss, dass man innerlich rein werden muss damit das Licht eindringen kann. Gelingt das nicht, bleibt man in der Dunkelheit! Licht und innere Reinheit bedingen einander. Mit jedem Schritt zur inneren Reinheit wird das Licht stärker und mit dem stärkeren Licht wird die Geschlossenheit der Persönlichkeit größer. Zwei große Schritte öffnen das Bewusstsein für das Licht, aber viele kleine Schritte sind noch zu gehen um jeden Winkel der eigenen Seele mit Licht zu erhellen!

062) Jesus sprach: Ich teile meine Geheimnisse mit denen, denen ich sie mitteile. Was deine Rechte tut, soll deine Linke nicht erkennen können.

Wahrscheinlich antwortet Jesus hier auf eine Frage und zwar genauso so wie ich ihn mir vorstelle: „Ich mache grad was ich will!“ antwortet er recht deutlich und in der Fortsetzung erklärt er auch warum er das so hält. Jesus handelt nämlich zuerst einmal mit seiner „rechten Seite“, der Emotionalität, und die eigene „linke Seite“, die Rationalität, muss dabei nicht alles und jedes wissen. „Handelt aus dem Herzen wie ich das tue und versucht nicht alles und jedes mit dem Verstand zu hinterfragen!“ wollte er wohl sagen. Damit wird keiner „Kopflosigkeit“ das Wort geredet sondern den Gefühlen das Primat erteilt. Hat man zur inneren Einheit gefunden wird man zudem erkennen, dass die „Rechte“ und die „Linke“ im Gleichtakt schlagen.

Gedanken für eine neue Zeit