054) Jesus: Selig ihr Armen! Denn euch gehört das Himmelreich.
Dieser Satz hat es mächtig in sich, man könnte ihn als die Essenz der Bergpredigt bezeichnen. Er stellt scheinbar radikal das Wertesystem, den Maßstab des Alltäglichen, auf den Kopf und verlangt etwas das gänzlich widersprüchlich zu sein scheint. Denn wenn nur den „Armen“ das Himmelreich gehört haben alle anderen Menschen wohl keinen Anteil, werden so radikal davon ausgeschlossen, dass es scheinbar sinnlos ist überhaupt danach zu streben. Strebt aber nicht jeder Mensch auch nach irdischem Glück und auch nach irdischem Wohlstand? Kann es irgendeinen Sinn machen sich die Reichtümer unserer Schöpfung zu versagen? Wohl kaum!
Darum muss man für diesen Spruch zwar einen „geistigen Erklärungsansatz“ finden dabei aber nicht auf die häufig verwiesene „geistige Armut“ ausweichen, die durchaus fragwürdige Lebensformen hervorbringen kann. Um die hier gemeinte „Armut“ überhaupt verstehen zu können und um den damit verbundenen Gefühls- und Bewusstseinsstand in sich selbst fühlen zu können muss man nämlich die „Erfahrung des Armwerdens“ selbst gemacht haben. Diese „Erfahrung des Armwerdens“ gewinnt man aber nur auf dem „Pfad zur Erlösung/Erleuchtung“, ja man kann ohne die Erfahrung des Weisheitsweges den Spruch weder verstehen noch in seinem eigenen Leben umsetzen! Nach dem Durchschreiten der 2. inneren Tür, dem Moment an dem „die Frau am Himmel“ sichtbar wird, beginnt ein weiterer langer Prozess innerer „Reinigung“ und dabei lernt man Schritt für Schritt von allen (!!) Be-Gier-den Abstand zu nehmen, buchstäblich alles loszulassen, jede noch so kleine Habgier, aber auch Ideologien oder Religionsdogmen zu überwinden. Das Spektrum dessen was Menschen dabei loslassen müssen ist so groß wie es unterschiedliche Menschen gibt. Jeder bekommt dabei das Gefühl, dass man etwas „weggenommen“ bekommt, dass man vom vermeintlichen „Reichtum“ entäußert wird, dass man „arm“ wird. Tatsächlich ist das bei vielen Menschen auch mit der Überwindung der Gier nach Geld verbunden und das Wort „arm“ wird von uns meistens mit „fehlendem Geld“ assoziiert, aber das Spektrum möglicher Begierden ist viel größer, das Gefühl jedoch, dass das Loslassen „arm“ macht ist praktisch gleich. Der Grad des Festhaltens ist entscheidend für das Maß der Schmerzen und es kann notwendig sein, dass ein „armer Schlucker“ auch noch seinen letzten Groschen hergeben muss um das „Loslassen“ von der Geldgier zu lernen, während mancher Wohlhabende kaum einen Pfennig verliert, denn die Gier nach Besitz war nie ein Problem für ihn. Die äußeren, realen Umstände können daher davon betroffen sein, müssen es aber nicht, denn es geht nicht um das Geld oder sonst einer „begehrlichen Sache“, sondern allein um die Gier danach! Gott ersetzt uns zudem alles zuvor Verlorene durch Seinen Reichtum, Er gönnt uns jedes erdenkliche Glück und jeden Wohlstand in Fülle, Er mag nur nicht, dass wir unser Leben aus lauter Gier danach verlieren! Hat man den Spruch von Jesus daher „verstanden“, hat man in diese „Armut“ gefunden, dann steht man tatsächlich im Himmelreich.