063) Jesus: Es war einmal ein reicher Mann, der viel besaß. Der plante: Ich will mein Vermögen einsetzen, um zu säen und zu pflanzen, zu ernten und meine Speicher zu füllen mit Früchten, auf dass mir nichts fehle. So dachte er in seinem Herzen und starb noch in der gleichen Nacht. Wer Ohren hat, der höre.

Jesus sagte an anderer Stelle einmal: „Ihr aber kümmert euch allein um das Reich Gottes, alles andere wird euch dazugegeben!“ Dieser reiche Mann aber macht es genau umgekehrt und da er vor lauter „säen – pflanzen – ernten“ nicht dazu kommt sich um das Reich Gottes zu kümmern wird er eines nachts sterben ohne es gefunden zu haben. Wo immer man auch hinschaut kümmern  sich die Menschen aus vermeintlicher Sorgfaltspflicht um alle nur denkbaren Belange der Welt, meist um die Mehrung des eigenen Vermögens, nur eben nicht um ihr Seelenheil durch das alleine aber das Reich Gottes auf Erden zu errichten wäre. In den Augen von Jesus zählen aber alle noch so „vernünftigen“ Argumente rein gar nichts, es gibt keinen Grund zur Verzögerung und keinen Zeitpunkt der nicht für einen Aufbruch zu Gott geeignet wäre. „Kehrt also um, alles andere ist vergebens!“ will er uns wohl sagen.

064) Jesus: Ein Mann hatte Gäste, und als das Abendessen zubereitet war, schickte er seinen Diener, um die Gäste zu holen. Der Diener ging zum ersten und sagte: Mein Herr hat dich eingeladen. Der erwiderte: Ich habe Geld bei Kaufleuten. Heute am Abend kommen sie zu mir, und ich will ihnen Aufträge geben. Ich bitte, mich beim Essen zu entschuldigen. Er ging zu einem anderen und sagte: Mein Herr hat dich eingeladen. Der erwiderte: Ich habe ein Haus gekauft. Da werde ich heute gebraucht. Leider habe ich keine Zeit. Er ging zu einem anderen und sagte: Mein Herr hat dich eingeladen. Der erwiderte: Mein Freund heiratet, und ich richte das Hochzeitsmahl aus. Ich kann nicht kommen und bitte, mich zu entschuldigen. Er ging zu einem anderen und sagte: Mein Herr hat dich eingeladen. Der erwiderte: Ich habe ein Dorf gekauft und will die Pacht abholen. Ich kann nicht kommen und bitte, mich zu entschuldigen. Der Diener kam zurück und berichtete seinem Herrn: Die Gäste, die du zum Essen eingeladen hast, lassen sich entschuldigen. Der Herr aber sprach zu seinem Diener: Geh hinaus auf die Straßen! Hol herein zum Abendessen, die du triffst! Für die Käufer und die Verkäufer sind keine Plätze frei im Haus meines Vaters. 

In diesem Gleichnis wiederholt Jesus seine Position, dass es vor Gott keinen Grund und keine Rechtfertigung gibt, die Einladung zum „Abendessen mit Gott“ abzulehnen. Gott ruft natürlich im Inneren des Menschen und es bedarf eines Moments des Stillstandes um zu Ihm umzukehren, aber all das hat Gott in Seinen Plänen längst berücksichtigt und niemandem geht etwas verloren wenn er dem Ruf Gottes Folge leistet. Aber die „Käufer und Verkäufer“ wähnen sich ja so wichtig und geschäftig, dass sie den Ruf entweder nicht hören oder ihm nicht folgen wollen und daher wird die Einladung Gottes meist von denen angenommen die eher „arm“ sind, keinen Geschäften nachjagen, deren Leben nicht nach der Maxime von Kauf und Verkauf verläuft. Die anderen bleiben eben so lange außen vor, bis sie das verstanden haben.

065) Jesus: Ein gütiger Mann besaß einen Weinberg. Den gab er Arbeitern, um im Weinberg zu arbeiten und die Ernte einzubringen. Er schickte einen Knecht, um den Ertrag des Weinbergs abzuholen. Sie aber packten den Knecht und schlugen ihn beinah tot. Der Knecht lief davon und berichtete seinem Herrn. Der Herr dachte: Vielleicht haben sie ihn nicht gekannt. Er schickte einen anderen Knecht, und die Arbeiter schlugen auch ihn. So sandte er seinen Sohn und dachte: Meinen Sohn werden sie wohl respektieren. Als die Arbeiter aber den Erben des Weinbergs erkannten, da packten sie ihn und schlugen ihn tot. Wer Ohren hat, der höre.

Dieses Gleichnis ist aus den kanonischen Evangelien bekannt und leicht verständlich. Wann immer auf der Welt ein „Knecht Gottes“ auftauchte und den Menschen Kunde von Gott überbrachte fühlten sich die Machthaber und Etablierten in ihrer Existenz bedroht, fühlten sich angeprangert und in ihrer Ruhe gestört. Und immer reagieren die Menschen nach dem gleichen Muster: „Der Mann muss weg! Der Mann muss weg, koste es was es wolle!“ Jesus wusste das nur zu gut und es dürfte ihm schwer auf der Seele gelegen haben, dass ihm dieses Schicksal auch blühen würde.

066) Jesus: Zeigt mir den Stein, den die Bauleute verworfen haben. Er ist der Eckstein.

Dieser Spruch ist ein Zitat des Psalms 118, 22 und so dürfte er ebenso in die Zukunft weisend gemeint sein wie er es schon zu Davids Zeiten war. Da man ihn auf das Auftreten von Jesus vor 2000 Jahren nicht sinnvoll anwenden kann sollten wir in der Jetzt-Zeit Ausschau danach halten ob dieser Spruch – wörtlich oder symbolisch – irgendwo auf Jesus, der wohl mit dem Stein gemeint ist, anwendbar ist. Vermutlich können wir das aber erst dann wenn wir den Verlauf der Geschichte auch alle erkennen können, denn vieles findet bei seiner diesmaligen Wiederkehr ja im emotionalen Raum der beteiligten Personen statt und ist von „außen“ gar nicht sichtbar!

067) Jesus: Wenn einer das All erkennt, aber sich selbst nicht, so verfehlt er alles.

Mit diesem Spruch macht Jesus auf den Unterschied zwischen Wissen und Weisheit aufmerksam, denn Weisheit stellt sich nur auf dem Weg zu sich selbst ein, während alles angelesene Wissen der Welt schlicht und ergreifend ohne Wert ist wenn dieser Weg nicht begangen wird. Auch auf diesem Weg zu sich selbst kann es vorkommen, dass man vor anderen bereits als „weise“ auftritt aber auch das ist solange nur Stückwerk bis die Reinheit der Person erreicht ist. Letzten Endes zeigt sich Weisheit nur noch in der Menschlichkeit einer Person, die zudem gar keine „weisen Worte“ mehr benutzt.

068) Jesus: Selig ihr, die man hassen und verfolgen wird! Denn dort wo man euch verfolgt, ist kein Ort euch zu finden.

Dies ist ein weiterer Spruch den wir aus den Seligpreisungen der Bergpredigt des Matthäusevangeliums kennen und auch für diesen gibt es keine logische Interpretationsmöglichkeit außerhalb des Erfahrungsbereiches des Erleuchtungspfades, denn reale Verfolgungen machen nicht selig oder gar glücklich! Auf dem Weg zur inneren Reinheit aber, kurz nachdem man die „Frau am Himmel“ erkannt hat, beginnt dagegen ein ganz schmerzhafter Abschnitt. Man wird durch das Böse verfolgt, man wird von den Menschen ausgestoßen und die Fügungen bekommen einen ausgesprochen gehässigen Charakter. Das Böse versucht mit allen Mitteln den weiteren Gang zu stoppen. Selig wer dies durchlitten hat, denn durch diesen Glutofen muss ein jeder hindurch der das Reich Gottes finden will und auch wenn es sich für den Betroffenen offensichtlich so verhält können andere Menschen das nicht erkennen, sie können in diesen Bereich weder folgen noch jemanden finden. Sie leben in einer anderen Bewusstseinsstufe und sind damit Teil der vom Bösen beherrschten Welt.

069) Jesus: Selig sind, die in ihrem Herzen verfolgt werden. Denn sie sind es, die den Vater in Wahrheit erkannt haben. Selig ihr Hungrigen! Denn den Bauch dessen, der will, wird man füllen.

Auch diesen Spruch kann man nur begreifen wenn man die „Verfolgung durch den Widersacher“ im Herzen erlebt hat. Bis an die Grenzen des Verstandes kann man dabei geraten aber unter diesem Druck öffnet sich der Geist immer weiter, man lernt die „Unterscheidung der Geister“ und erkennt den Vater in Wahrheit, d.h. man erkennt sein wahres Wesen das zuvor durch den Widersacher verfälscht erschien und dessen Wirken man ab dieser Phase vom Wirken Gottes unterscheiden kann. Die Seele dürstet von nun an nur noch mehr nach dem Vater, der Hunger nach Seiner Nähe treibt uns immer weiter zu Ihm und wird von Ihm auch gestillt!

070) Jesus: Was ihr in euch erzeugt, das wird euch, wenn ihr es habt, retten. Was ihr nicht in euch erzeugt, das wird euch – wenn ihr es nicht habt – umbringen.

In unserem Herzen und unserem Geist sollen wir zur Liebe und Weisheit finden, denn nur diese können uns durch alle Gefahren des Lebens leiten. Alle rein äußerlichen Verhaltensänderungen können nicht verhindern, dass unsere Wege sich nach den unbewussten Gedanken fügen und so ist die „innere Reinigung“ die Voraussetzung für eine „Rettung“. Haben wir diese aber nicht erreicht so landen wir eines Tages in der Grube.

071) Jesus: Ich werde dieses Haus zerstören, und niemand wird es wieder aufbauen können.

Ein herrlicher Spruch, ganz nach der Art dieses euphorischen und übersprudelnden Mannes! Natürlich wird Gott es sein der dieses Haus, diese Denkwelt Babylon vernichtet, denn nur Er kann uns alle so lenken, dass der Widersacher überwunden wird, aber Jesus trennt hier nicht, er sieht sich in Vollmacht, er weiß sich im Namen Gottes unterwegs und er ist allen anderen Menschen geistig derart weit entsprungen, dass er sich diesen Satz erlaubt. So wie sich einst der junge David vor König Saul stellte und den Sieg über Goliath versprach so kündigt Jesus den Sieg über Babylon und den Drachen an. „Der Herr wird mir schon helfen und mir meinen Übermut zudem verzeihen!“ höre ich Jesus dabei denken und wenn es auch von diesem Moment an noch rund 3000 Jahre dauern wird bis wirklich alles Böse überwunden ist, so behält Jesus am Ende aber auf jeden Fall Recht wenn er sagt:

„Ich werde dieses Haus zerstören, und niemand wird es wieder aufbauen können.“

072) Es bat jemand Jesus: Sag meinen Brüdern, sie sollen das Erbe unseres Vaters mit mir teilen! Darauf Jesus: Mensch, wer hat mich zum Teiler bestellt? Dann wandte er sich an seine Schüler und sprach zu ihnen: Bin ich etwa einer, der teilt?

Dieser Spruch gibt uns Auskunft über das Verhalten von Jesus bei einer Alltagsszene. In gewisser Weise ist es zwar verständlich, dass sich die Menschen seiner Zeit auch bei konkreten Belangen des Alltags an ihn wandten und um Rat baten, aber es ist ein ganz wesentliches Merkmal der Vorgehensweise Jesu, dass er davon nichts wissen will und es recht schroff ablehnt. Jesus will die Herzen der Menschen zu Gott hin öffnen, er ist ein Heiler und ein Prophet, aber er will den Menschen nicht die Aufgaben ihres Lebens abnehmen und für sie entscheiden. Ganz im Gegenteil möchte er genau dieses Verhalten der Pharisäer und Schriftgelehrten nicht wiederholen, denn diese versuchten den Menschen alles bis in kleinste Detail vorzuschreiben, anstatt die Menschen in ihrer eigenen Freiheit zu belassen und ihnen die Verantwortung für ihr Handeln zu überlassen. Wer zu Gott gefunden hat braucht nicht den Rat von Jesus, er weiß selbst was er zu tun hat.

Gedanken für eine neue Zeit