Die Explosion des Schmerzpunktes
Auf dem „Weg zu sich selbst“ müssen viele Hürden genommen, Fehlhaltungen überwunden und Verletzungen der Seele auskuriert werden. Manche Positionen sind so hartnäckig, dass man sie immer und immer wieder „bearbeiten“ muss um sie nach und nach aufzulösen. Wenn man Menschen auf ihrem Weg begleitet stößt man auch auf das Phänomen des „inneren Todes“, eine Situation in der ein Mensch mit solcher Wucht mit seinem tiefsten Schmerzpunkt konfrontiert wird, dass die Seele regelrecht explodiert und in apokalyptischen Schmerzen unterzugehen droht. Um sich das überhaupt vorstellen zu können sollte man sich einmal in die Situation von Maria Magdalena versetzen als sie damals die Kreuzigung miterleben musste. Sie, die ihr ganzes Leben ihm verdankte, verlor ihn vor ihren Augen unter wahrlich unvorstellbaren Bedingungen. Aber auch das wurde noch gesteigert als Jesus sie an „Christi Himmelfahrt“ verlassen musste und sie sich wenig später für viele Jahre in eine Höhle verkroch um den Schmerz überhaupt ertragen zu können. Umgekehrt muss auch Jesus durch diese Situation eine extreme Traumatisierung erlitten haben, denn nicht nur, dass er am Kreuz die Hoffnung auf Rettung aufgeben musste, er musste die Seinen dann auch noch verlassen und aus dem Land fliehen. Am Kreuz war er von allen Menschen verlassen und auf seiner Flucht musste er fast alle Menschen verlassen. Sowohl für MM als auch für Jesus muss daher das „Verlassen werden“ ein Schmerzpunkt sein, dessen Überwindung in diesem Leben ebenfalls nur durch Wiederholung und Durcharbeitung unter großen Schmerzen zu schaffen sein wird.
Der Schmerz steigert sich immer dann in apokalyptische Höhen, wenn einerseits ein tief sitzendes Traumata vorliegt, andererseits die Situation scheinbar Unvereinbares erzwingt. Wie soll man sich kostbar fühlen, wenn man sich von allen Menschen gehasst und verlassen weiß? Wie soll man die eigene Schönheit wahrnehmen, wenn man von absolut niemanden überhaupt wahrgenommen wird? Wird man nun in eine Lebenssituation geführt in der diese „unvereinbaren“ Pole radikal miteinander konfrontiert werden, explodiert man regelrecht innerlich und hat das Gefühl zu sterben.
Im Laufe der letzten Jahre habe ich mehrfach solche Situationen erlebt und dabei auch noch den „schwarzen Peter“ gehabt, weil ich so eine entsprechende Situation mit herbeigeführt habe. Die Auswirkungen einer solchen „Schmerzpunktexplosion“ können durchaus dramatisch sein und ich hoffe für euch alle, dass ihr Solches nicht erleben müsst!