Über die Wesensart der prophetischen Rede

Um dem Wesen der prophetischen Rede auf die Spur zu kommen muss man vor allem das Wesen und das Denken der Menschen verstanden haben, denn diese Texte sind dazu da Veränderungen in den Menschen vorzubereiten. Beobachtet man Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen dann stellt man erstaunt fest, dass deren Denken und Verhalten fast ausschließlich die lokalen kollektiven Wertmaßstäbe widerspiegelt und sie von sich aus nicht in der Lage sind universelle Werte wahrzunehmen. Die einzelnen Ausnahmen von dieser Verallgemeinerung mögen an anderer Stelle erläutert werden, aber zunächst einmal leben die Menschen innerhalb ihrer „Werteumgebung“ im Einklang mit sich und dem Kollektiv. Diese grundsätzliche Feststellung hilft auch bei der Untersuchung der Ursachen neurotisch bedingter Krankheiten, denn diese haben offensichtlich auch etwas mit dieser Grundsituation zu tun.

Schon zu allen Zeiten aber haben sich die Seher, Priester, Heiler und Lehrer die Frage gestellt, wie man Menschen aus ihrer Anhaftung an das kollektive Denken heraus in ein universelles Werte- und Denksystem führen kann. Die Oktroyierung der Menschen mit einem „neuen Wertesystem“ ist zwar durch Druck und Zwangsmaßnahmen möglich, aber dabei wird eigentlich nur das ursprüngliche lokale Wertesystem durch ein anderes Gruppenwertesystem ersetzt. Eigene und universelle Werte werden dadurch nicht erlangt. Erziehung mag daher hilfreich sein um innerhalb einer Gruppe einen gewissen Frieden zu erzeugen, generell in die Freiheit führt sie nicht!

Einen Weg heraus bietet die Psychotherapie, die Heilung der Seele durch weise Worte. In vielen meiner Beiträge habe ich diesen Weg beschrieben und wir sind in einer Zeit angekommen, in der sehr viele Menschen diesen Weg erkannt haben und ihn auch erfolgreich beschreiten.

Einen anderen Weg beschritten in den Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte die Propheten, sofern es denn solche waren die zur Quelle finden konnten und nicht nur eigene Wahnvorstellungen preisgaben. Unabhängig von Raum und Zeit konnten nämlich die Seher erkennen, dass alle Gesellschaften, alle Völker, alle Religionsgemeinschaften und Systeme die Menschen zwangsläufig eines Tages an den Abgrund führen würden und dass dies auch nicht zu verhindern sein wird. Zwar mühten auch sie sich, als Heiler zu wirken, aber sie sahen ihre Hauptaufgabe darin, den Menschen grundsätzlich die Botschaft zu übermitteln, dass ihre „Denkwelt“ und damit einhergehend ihr Gesellschaftssystem dem Untergang geweiht ist und erst nach der Überwindung dieser „Denkwelt“ eine Befreiung für die ganze Menschheit ansteht. Es ist an sich egal in welche alten Schriften man dazu Einblick nimmt, die grundsätzliche Botschaft, dass eines Tages das „Alte“ untergehen und etwas „Neues“ entstehen würde, findet man überall.

Seinen Höhepunkt der Genauigkeit dieser Prophezeiungen erreicht meines Erachtens die „Offenbarung des Johannes“. Bis ins Detail werden die kommenden Ereignisse geschildert und Johannes, dem Knecht Gottes, die Aufgabe übertragen, diese Information den Menschen auch mitzuteilen. Ganz offensichtlich hält Gott selbst es für notwendig, die Menschen über diese epochalen Ereignisse im Voraus zu informieren und ER tut das in einer Form die die Menschen zunächst erstarren lässt! Auch das hat offensichtlich System, denn wie jeder von uns aus dem Alltag weiss, werden die üblichen mahnenden Worte, dass man doch bitte auf des Ende achten möge und sich nicht durch das „Böse“ verführen lasse, in aller Regel in den Wind geschlagen und nicht befolgt. Die Worte der Propheten kann man zwar ignorieren, sie sind aber nun einmal auf der Welt und wenn man nur lange genug nachdenkt begreift man, dass gerade in diesen „apokalyptischen Prophezeiungen“ der Trost enthalten ist, das Kommende mit Gelassenheit und Frohsinn zu erwarten. Es erwartet uns zwar eine Katharsis, etwas nie zuvor Dagewesenes, aber es erwartet uns auch das nachfolgende Paradies auf der Erde. Man darf die Menschen daher nicht von diesen Botschaften abtrennen, sondern muss diese gezielt dazu benutzen sie  aufzurütteln und auf den Weg zum Seelenheil zu bringen.

Das ist so wichtig, dass Gott dem Menschensohn in Buch Ezechiel sogar mit dem Tod droht, sollte er dies nicht tun! (siehe Text im Bild)

Um die große Wende auf der Welt einzuleiten sind daher beide Weg zu beschreiten. Der sanfte Weg der Heilung ist dabei genauso wichtig wie die eher verstandesorientierte Konfrontation mit den kommenden Ereignissen. Genau das kann man auch im Verhalten von Jesus beobachten, der als Heiler und als Prophet unterwegs war. Zwar hören die Menschen am liebsten den Heilungserzählungen zu, aber wer sich einmal eingehender mit der Matthäusapokalypse ( Mt 24 ff ) beschäftigt, wird erkennen, wie messerscharf Jesus die kommenden Ereignisse prophezeite und die Menschen warnte! Er tat das sicherlich nicht aus Bosheit, sondern weil er wusste, wie wichtig es ist die Menschen auf diese Ereignisse vorzubereiten!