083) Jesus: Die Bilder sind dem Menschen sichtbar, und das Licht in ihnen bleibt verborgen. So offenbart sich der Vater, doch bleibt sein Bild umgekehrt verborgen in seinem Licht.
Gott hat sehr viele Wege sich uns Menschen mitzuteilen, zu offenbaren, dabei aber die Quelle verborgen zu halten. Gerade die „Sprache der Bilder“ lernt jeder auf dem Weg zu Ihm kennen. Träume, Visionen oder auch die Abläufe um uns herum sind eigentlich immer bildhaft und lassen Gott zwar als Verursacher erahnen, Ihn selbst jedoch nie erkennen. Es gibt kein „Bild“ das Ihn beschreiben könnte und so bleibt uns ein solches auch verborgen. Sein Licht, Seinen Geist, Seine Wesensart aber können wir in den Bildern durchaus wahrnehmen, denn Seine „Melodie“ ist in allen Dingen zu „hören“, Seine Persönlichkeit allgegenwärtig!
084) Jesus sprach: Jetzt freut ihr euch, euresgleichen zu sehen. Wenn ihr aber eure Abbilder seht, die vor euch bestanden haben und die weder sterben noch offenbar werden – wie viel könnt ihr ertragen?
Der Weg zur Selbsterkenntnis bedarf vieler Schritte und in den knapp 3 Jahren seines öffentlichen Wirkens hat Jesus seine Jünger sowohl gelehrt, aber vor allem auch therapiert. Kurz vor Ostern dürften sie daher so gesund wie nie zuvor gewesen sein und sich darum auch selbstbewusst gefühlt haben. Darüber werden sie sich gefreut haben, denn Jesus ist mit jedem von ihnen einen schmerzhaften Weg gegangen und hat viele neurotische Störungen unter einigen Schmerzen mit ihnen aufgelöst. Aber noch weitere seelische Schmerzen stehen ihnen bevor, denn noch hat keiner von ihnen auch nur eine Ahnung davon wer er denn in einem früheren Leben gewesen sein könnte. Nur seine Brüder Jakobus und Johannes (Simon) waren da wohl eine Ausnahme und im Markusevangelium (9,4) können wir das auch nachlesen. Solche Erkenntnisse gewinnen alle anderen Jüngern aber erst viel später auf dem Weg zur Weisheit, Erkenntnisse die sich nicht beweisen lassen die aber untrennbar zu der jeweiligen Seele dazugehören, denn jedes Leben ist nur ein Teil einer langen Kette von Inkarnationen innerhalb des Heilsplanes. Jesus weiß, dass seine Freunde es noch nicht „ertragen“ könnten, ihr Verstand würde es schlicht noch nicht hergeben und er würde sie nur in tiefe Verwirrung stürzen wenn er ihnen sein ganzes Wissen über sie mitteilte. Seine Frage mag rhetorischer Art sein: „wie viel könnt ihr ertragen?“ aber sie ist überaus berechtigt!
085) Jesus: Aus großer Kraft und aus großem Reichtum ist Adam entstanden, und dennoch war er euer nicht würdig. Denn wäre er es gewesen, dann hätte er den Tod nicht geschmeckt.
Für die Menschen der damaligen Zeit dürfte der Schöpfungsmythos wie er in der Genesis geschildert wird der allgemein verbreitete „Glaube“ gewesen sein. Jesus dagegen hatte bestimmt erkannt, dass „Adam“ nur der Beginn war und dass diese Seele erst durch viele Folgeleben hindurch würde reifen müssen und dass seine Jünger gegenüber Adam einen höheren Entwicklungsstand erreicht hatten. Er begründet das mit dem Wissen um den „Geschmack des Todes“, denn ihm war klar, dass der „erste Mensch“ von Reinkarnation keine Ahnung gehabt haben und daher seinen Jüngern auch nicht „das Wasser reichen“ konnte. „Adam“ lebte im Bewusstsein, dass der Tod ihn auslöschen würde und dementsprechend angstbesetzt fand sein Leben statt, seine Jünger aber hatten von ihm den Glauben an das ewige Leben bereits übernommen.
086) Jesus: Die Füchse haben ihre Höhlen, und die Vögel ihre Nester. Nur des Menschen Sohn hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann, um sich auszuruhen.
Jesus wuchs in einer Handwerkerfamilie in Nazaret auf, dürfte den Beruf seines Vaters ergriffen haben und es gibt Hinweise darauf, dass er einen Wohnsitz in Kapernaum gehabt hatte. Während der Zeit seines öffentlichen Wirkens zog er zwar mit seinen Freunden durchs Land, aber auch das kann kaum den hier zitierten Spruch rechtfertigen. Ganz anders sieht es aus, wenn man seinen inneren Bewusstseinszustand einmal durchdenkt. Ihm hat nämlich – außer vielleicht seiner Schwester Maria Magdalena – kein Mensch mehr wirklich geistig folgen können und so war er mit seinen Sorgen und Gedanken eigentlich immer alleine. Das was ihm aufgetragen war, das was er zunächst einmal in sich selbst „finden“ musste, war nur durch jahrelange innere „Denkarbeit“ zu erreichen und wer auf dem Weg zur Weisheit schon ein Stück gegangen ist weiß, dass das sehr anstrengend sein kann. Jesus hatte niemanden den er um Rat fragen konnte, niemanden der ihm seine Lasten abgenommen hätte, niemanden bei dem er sich hätte ausruhen können. Diesen Umstand wollte er wohl mit diesem Spruch beschreiben.
087) Jesus: Elend ist der Leib, der abhängig ist von einem Leibe. Und elend die Seele, die von diesen beiden abhängt.
Hier fasst Jesus ein psychologisch schwieriges Thema an und bringt in einem kurzen Spruch die Dramatik davon zum Ausdruck. Jesus hat wohl Menschen vor Augen die durch ihre Triebe und/oder Zwangshandlungen abhängig aneinander gekettet sind und deren Leben sich ausschließlich um Trieb- bzw. Zwangsbefriedigung dreht. Elend nennt er deren Leben und elend auch das Leben eines Kindes, das in einer solchen Beziehung aufwachsen muss und unentrinnbar dem Terror dieser Eltern ausgesetzt ist. Was für ein Elend!
088) Jesus: Gesandte und Propheten kommen und geben euch das Eure. Gebt ihr ihnen, was in euren Händen ist, und fragt euch, wann sie kommen, um das Ihre zu empfangen!
Jesus möchte seine Zuhörer darauf aufmerksam machen, dass Gottes Gesandte und Propheten eigentlich zu allen Zeiten unter den Menschen weilten und ihnen Botschaften brachten und dass das auch in der Zukunft so sein wird. Er möchte, dass man nach ihnen sucht und ihnen Hilfe anbietet, damit diese ihren schwierigen Lebensweg bestehen können.
089) Jesus: Warum wascht ihr das Äußere des Bechers? Versteht ihr nicht, dass der, der das Innere gemacht hat, auch der ist, der das Äußere gemacht hat.
Die Worte Jesu müssen in die Herzen der Menschen dringen und dort Veränderung, innere Reinigung bewirken. Alles was nur äußerlich getan wird ist – neben der Zweckdienlichkeit von reinlichem Verhalten – spirituell betrachtet reiner Unfug. Auch mit diesem Spruch will Jesus auf diesen Sachverhalt hinweisen, denn bis in unsere Tage versuchen die Menschen lediglich äußeren Regeln Folge zu leisten, dabei aber innerlich praktisch unverändert zu bleiben. Nur im Inneren aber ist Gott zu finden, dort muss man die „Reinigung“ durchführen um das Reich Gottes auf Erden zu errichten!
090) Jesus sagte: Kommt zu mir! Denn sanft ist mein Joch und mild meine Herrschaft, und ihr findet für euch Ruhe.
Jesus steht vor seinen Zuhörern und doch sind sie ganz weit weg von ihm! Es trennen sie ganze Welten, Denkwelten, Bewusstseinsstufen! Der Weg zu ihm mag voller Abenteuer und Gefahren sein aber wer es zu ihm in seine Denkwelt, in sein Bewusstsein geschafft hat, der wandelt in der Herrlichkeit Gottes und hat Ruhe im Herzen gefunden.
091) Sie sprachen zu Jesus, Sage uns, wer du bist, damit wir an dich glauben. Er antwortete: Ihr prüft die Äußerlichkeit des Himmels und der Erde. Aber den, der vor euch steht, erkennt ihr nicht, und diesen Augenblick wisst ihr nicht zu prüfen.
Wenn es denn so einfach wäre dann hätte Jesus doch wohl auf diese Nachfrage eine Antwort gegeben. So einfach geht es aber nicht, denn wie immer Jesus sich auch selbst bezeichnet hätte, seine Jünger hätten es nicht wirklich verstehen können. Sie sind mit dem Bewusstsein in dem sie stehen schlicht nicht in der Lage sein Wesen zu erkennen, ganz egal ob Jesus ihnen dies oder jenes über sich selbst gesagt hätte. Äußerlichkeiten aller Art können sie zwar prüfen und diskutieren, in diesen aber finden sie das „Geheimnis“ um seine Person nicht und für die inneren Werte von ihm fehlt ihnen die Wahrnehmungsfähigkeit. Jesus hat keine Möglichkeit diese Barriere direkt zu übersteigen und muss seine Jünger auf den langen Weg zu sich selbst und zur Weisheit führen. Das aber ist ein weiter Weg und seine Jünger werden diesen Weg erst in ihrem jetzigen Leben zu Ende gehen können.
092) Jesus: Sucht, und ihr werdet finden. Aber damals fragtet ihr mich nach etwas und ich sagte es euch nicht. Jetzt, wo ich es euch sagen will, fragt ihr mich nicht danach.
Dieser Spruch dürfte wohl unmittelbar vor dem Einzug nach Jerusalem gesprochen sein. Jesus fordert seine Jünger noch einmal direkt auf in sich zu suchen und man spürt regelrecht, dass er davon ausgeht, dass ihnen nur noch ein entscheidender Impuls dazu fehlt die innere Umkehr zu schaffen. Sie verstehen ihn aber immer noch nicht, sie stellen nicht die richtigen Fragen denn sie haben immer noch nicht begriffen wonach sie eigentlich suchen sollen. So bleibt es wie in den 3 Jahren zuvor. Sie können seine Worte nicht fassen, fragen und reden eigentlich immer an ihm vorbei und so werden erst die kommenden Ereignisse in ihnen die notwendige emotionale Bewegung erzeugen um das Türchen zu finden.