Der Prophet Jeremia
Wir Menschen neigen dazu unsere Helden zu überhöhen, denn dann kann man sich bequem zurücklehnen anstelle selbst Größe zu zeigen. Darum mögen wir es meist gar nicht wenn diese sich von ihren eher schwachen Seiten zeigen. So geht es uns auch mit Jeremia dessen Lebensweg zwar recht abenteuerlich war, aber muss er denn deshalb über alles und jedes jammern ohne Ende? Er fühlt sich von Gott missbraucht, klagt über das Glück der Frevler, jammert über seine Einsamkeit, schimpft über seine Berufung, will sich seiner Aufgabe entziehen und verflucht sowohl seine Feinde und nicht zuletzt auch sich selbst. Die Spannung zwischen der ständigen Gefährdung durch seine Feinde einerseits und der Bewahrung durch Gott andererseits scheinen in ihm zur Aufwallung und Rebellion zu führen und wir wollen die Persönlichkeit eines solchen Mannes einmal untersuchen. Die Neigung zu starken Stimmungsschwankungen dürfte auf einen hysterischen Charakter hinweisen der ihn sowohl zu außerordentlichen Taten antreibt – solche Typen lieben nun mal den vorzeigbaren Erfolg – als auch jede Misslichkeit theatralisch bejammern lässt. Viele Leben später ist das wohl immer noch ein Teil seines Wesens und wir hoffen für ihn, dass er sich mit dem Ausgang seiner Mission einmal gründlich auseinander setzt. Dann kann er nämlich endlich mit dem Jammern aufhören und stattdessen seinen Job zu Ende bringen und Mensch werden!