Verstand contra blinder Glaube

Ein paar Worte zum Thema „Glaube“:

Schon immer haben die Menschen versucht die Schöpfung zu verstehen und zu erklären. Je geringer dabei ihre Kenntnisse über die „inneren Zusammenhänge“ – sei es naturwissenschaftlicher oder psychologischer Art – waren, desto größer waren die Bereiche die mit Hilfe von „Glauben“ bzw. Aberglauben abgedeckt wurden. Der „Glaube“ an die Existenz eines oder mehrere „göttlicher Wesen“ ist aber nicht gleichbedeutend mit dem „Glauben“ an allerlei Erklärungsschemata für irgendwelche Phänomene die man noch nicht verstanden hat. Etwas das man erklären kann braucht man nicht glauben! Tut man es dennoch – auch entgegen dem Verstand – so handelt es sich um Aberglauben! Um die Menschen vor solchem Aberglauben zu schützen muss man dem Verstand und der Vernunft ganz unbedingt das Primat erteilen und nicht aufhören nach logischen Erklärungen zu suchen. Am Ende allen Denkens bleibt deswegen trotzdem Gott als vermutlich einzige Erklärungsmöglichkeit für den Grund der Schöpfung!

An zwei Beispielen möchte ich diese Ausführungen erläutern:
Es hat absolut nichts mit „Glauben an Gott“ zu tun, wenn man die Phänomene in den Weiten des Universums zu erklären versucht! Galileo Galilei wurde verfolgt weil eine abergläubige Priesterkaste ihre Erklärungsschemata zur Aufrechterhaltung der bestehenden Kirchenstrukturen wider jede Vernunft verteidigen wollte.

In Wikipedia steht dazu:
„Die Tragik von Galileos Wirken liegt darin, dass er als ein zeitlebens tiefgläubiges Mitglied seiner Kirche den Versuch unternahm, eben diese Kirche vor einem verhängnisvollen Irrtum zu bewahren. Seine Intention war es nicht, die Kirche zu widerlegen oder zu spalten, sondern vielmehr war ihm an einer Reform der Weltsicht der Kirche gelegen. Seine verschiedenen Aufenthalte in Rom bis zum Jahr 1616 hatten auch den Zweck, Kirchenmänner wie Bellarmin davon zu überzeugen, dass die Peripatetiker nicht unfehlbar waren und die Heilige Schrift nicht immer buchstabengetreu gelesen werden müsse. Auch war Galilei der Überzeugung, die wunderbaren Werke des Herrn durch Experiment und Logik früher oder später vollständig klären zu können. Papst Urban VIII. dagegen vertrat die Überzeugung, dass die vielfältigen Naturerscheinungen, die der Allmächtige bewirke, sich dem beschränkten Verstand der Menschen für immer entzögen.“

Genauso wenig hat es etwas mit „Glauben an Gott“ zu tun wenn man die Phänomene studiert die zum Entstehen und zur Auflösung einer psychosomatisch bedingten Blockade des Sprechzentrums führen. Die Zusammenhänge sind heute weitgehend bekannt und wenn ein traumatisiertes Kind nicht mehr sprechen kann dann geht man mit ihm selbstverständlich zu einem Psychologen und nicht zu einem Weihrauch schwenkenden Priester. Treffen „Rückbindung mit Gott“ und Menschenkenntnis zusammen ist das aber bestimmt nicht von Nachteil, denn tiefgehende Liebe zum Mitmenschen ist an sich schon heilend!

Damit ist die Grundlage meiner Haltung aufgezeigt, denn was immer auch innerhalb oder außerhalb eines Menschen „passieren“ sollte werde ich mit meinem Verstand durchdenken und zu einer Lösung führen. Wenn ich dabei meine bisherigen Erkenntnisse ergänzen oder ändern muss, dann will ich das gerne tun, aber ich werde nicht etwas „glauben“ bloß weil ich es noch nicht begriffen habe.