Das Wort Gottes
Mit kaum etwas wird soviel Unsinn produziert wie mit der Behauptung, dies oder jenes wäre „das Wort Gottes“! Niemand hat Gott je gesehen, keiner hat ihm beim Schreiben eines Textes beobachtet und wenn jemand eine Stimme zu hören glaubt, hört er auch diese aus seinem eigenen Unterbewusstsein heraus. Was immer ein Mensch aber bewusst von sich gibt ist die Umsetzung und Formulierung dessen, was er zuvor in seinem eigenen Geist „erarbeitet“ hat und wenn es auch noch so sehr von Gott inspiriert sein sollte, sind es doch immer die „Ergüsse“ des Menschen selbst die ein Mensch von sich gibt! Selbst wenn wir mit absoluter Sicherheit wüssten, welche Worte Jesus gesprochen hat, dann wären das die Worte Jesu und wir müssten uns um seine Wesensart und die Situation Gedanken machen um herauszuarbeiten inwieweit seine Worte deckungsgleich mit der Botschaft ist, die Gott über ihn zu uns bringen wollte. Da man Jesus die Wesensart von Christus nachsagt dürfte es in diesem Fall zu einer weitgehenden Übereinstimmung führen, aber bei allen anderen Menschen müssen wir uns zunächst einmal darüber klar werden, wie seine Wesensart und sein Weisheitsstand ist, bevor wir seine Worte auf eine „göttliche Botschaft“ hin untersuchen. Über Moses wird in den Schriften überliefert, dass Gott allein mit ihm ohne Rätsel spricht und im Deuterojesaja wird sogar behauptet, dass Gott ihm seine Worte in den Mund gelegt hat, aber darüber hinaus spricht Gott zwar über seine Propheten, man muss aber grundsätzlich die Persönlichkeit des Propheten bei der Interpretation seiner Botschaften berücksichtigen.
Alle Schriften dieser Welt wurden von Menschen geschrieben die mehr oder weniger weise waren. Das Wort Gottes zu finden ist unsere eigene Aufgabe, mit Herz, Verstand und innerem Auge, und manchmal blitzt es vor allem „zwischen den Zeilen“ hervor, die Zeilen selbst aber sind und bleiben Menschenwerk.