040) Jesus: Ein Weinstock, der außerhalb des Vaters gepflanzt wird, wächst nicht auf festem Grund. Er wird daher mit seinen Wurzeln ausgerissen und zugrunde gehen.
Diese Metapher ist uns wohlbekannt und sagt nichts anderes aus, als dass ein Mensch seine gesamte Persönlichkeit eben in Gott gründen muss um nicht zugrunde zu gehen. Offensichtlich muss es sich dabei aber um ein inneres „Nicht-zugrunde-gehen“ handeln, denn viel zu oft scheint es ja so, dass gerade die Frevler den irdischen Erfolg für sich gepachtet haben während der „Gerechte“ sich mühsam durchs Leben plagt. Der Schatz aber den man sich beim Vater erworben hat kann uns niemals geraubt werden auch wenn er zunächst nicht äußerlich ablesbar ist. Da sich nämlich mit zunehmender innerer Reinheit der Widersacher immer stärker gegen die erfolgreiche Lebensentfaltung stellt haben „Gerechte“ häufig besonders harte Lebenswege zu gehen, aber das wird sich mit der Offenbarung auf jeden Fall ändern. Wenn Gott jeden nach seinem Werk belohnt werden wir die Größe des Weinstockes der immer auf festen Grund gepflanzt war zu „sehen“ bekommen.
041) Jesus: Wer etwas in der Hand hat, dem wird gegeben. Und wer nicht genug hat, dem wird auch das, was er hat, weggenommen.
Diesen Spruch kann man gar nicht äußerlich „anwenden“ ohne sofort dagegen zu protestieren, aber sobald man ihn innerlich versteht ist er absolut logisch! Wer „zu Licht und Erkenntnis“ gekommen ist, der erreicht seine Ziele, denn er wandelt auf den Wegen Gottes, wer aber ohne Verstand und Erkenntnis lebt dessen Weg landet eines Tages in der Grube, er verliert alles.
Wieder einmal spricht Jesus hier etwas aus das sich alleine auf den inneren Weg der Erleuchtung sinnvoll anwenden lässt. Auf diesem Weg bleibt man nämlich immer nur für kurze Zeit „an einer Stelle“ stehen, behält nur für eine kleine Weile die Sichtweise bei die man erlangt hat und muss sich immer wieder aufs Neue auf die Suche nach Klarheit und Erkenntnis begeben. Würde man verweilen, bliebe die Suche unvollendet! Im äußeren Leben dagegen sind alle Lebensläufe möglich und vor Gott auch gleichwertig. Der eine bleibt, der andere geht vorüber, wer außer Gott will von außen schon beurteilen können welcher Weg für den anderen der richtige ist?!
043) Seine Schüler fragten ihn: Wer bist du, der so zu uns sprichst? Er antwortete: Erkennt ihr aus dem, was ich sage, nicht, wer ich bin? Ach, ihr seid geworden wie die Juden! Die lieben den Baum und hassen die Frucht, oder sie lieben die Frucht und hassen den Baum.
Hier möchte ich zunächst das Wort „Juden“ durch einen Begriff ersetzen dessen Gültigkeit universell in allen Kulturräumen gegeben ist. Jesus meint hier nämlich mit „Juden“ einen bestimmten Menschentyp, der damals eben besonders bei den „gläubigen Juden“ vorherrschte. Er meint Menschen die sich im Besitz der „religiösen Wahrheit“ wähnen und aus dieser Position heraus seine Worte grundsätzlich ablehnen. Vielleicht schätzen sie seine sanfte Art, aber was hat das in ihren Augen schon mit Gott zu tun und vielleicht freuen sie sich sogar darüber zu hören, dass Gott kein strafender Gott sondern ein liebender Vater ist, aber deshalb würden sie niemals aufhören andere Menschen für die kleinste Kleinigkeit drakonisch zu bestrafen. „Gottesbesitzer“ nenne ich diese Menschen, die ihr eigenes Handeln mit dem angeblichen „Willen Gottes“ rechtfertigen, dabei aber lediglich die bestehende Ordnung aufrecht erhalten wollen. Sie tragen das Wort „Gott“ ständig im Munde, hassen aber jeden der von ihnen „Nachfolge“ verlangt. Jesus weiß das wohl und vermeidet daher auch jede Selbstbezeichnung auch wenn seine Schüler ihn danach fragen. Er wirkt durch seine Art und nur wer seine Menschlichkeit erkennt und das „zwischenmenschliche Wirken“ Gottes in seiner Nähe sehen und spüren kann weiß auch wer Jesus ist. Aber auch seine Schüler verfallen wohl immer wieder in diese unsägliche Haltung der „Juden“ und genau dafür tadelt er sie hier!
044) Jesus: Wer den Vater und den Sohn lästert, dem wird vergeben werden. Wer aber den heiligen Geist lästert, dem wird nicht vergeben werden, weder auf Erden noch im Himmel.
Was für ein merkwürdiger Spruch, verwirrend und missverständlich! Hier wird aber keiner Trinitätslehre Vorschub geleistet, sondern als „heiliger Geist“ wird das bezeichnet was Jesus in sich trägt, sein „göttlicher Verstand“, die „Weisheit Christi“! Es ist für Jesus etwas völlig anderes, ob man ihn selbst beschimpft oder erniedrigt, ja auch wenn man Christus leugnet oder verunglimpft hat er keinerlei Probleme damit und verzeiht das sooft es auch geschehen sollte. Wer aber die „Wahrheit seiner Worte“, die „Weisheit seines Verstandes“ nicht erkennt oder sogar lästert, der braucht sich nicht wundern wenn er zu Gott keinen Zugang findet. Er wird eben von Leben zu Leben weiter nach dem „heiligen Geist“ suchen müssen bis er ihn gefunden hat und sich in den „himmlischen Zeiten“ darüber ärgern es nicht geschafft zu haben!
045) Jesus sprach: Vom Dornstrauch erntet man keine Trauben, und vom Weißdorn pflückt man keine Feigen; sie bringen kein Obst. Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus seinem Vorrat, und ein schlechter Mensch bringt Schlechtes hervor aus seinem Vorrat, der im Herzen ist. Aus dem Überfluss seines Herzens bringt er Böses hervor.
Eigentlich möchte man meinen, dass man diese „Früchte“ unmittelbar an den „Lebenserfolgen“ der Menschen ablesen können sollte, aber so verhält es sich nicht, denn auch hier ist das „Erntegut“ zunächst geistig zu sehen. Das „Gute“ oder „Schlechte“ das hier gemeint ist wirkt zuerst einmal auf die Seelen der Mitmenschen und beginnt dort sich zu entfalten. Gerade „das Gute“ braucht aber „viel Weile“ bis es Früchte trägt, während „das Böse“ in der Form von Gier und Lüge sich häufig vordergründig den Weg zum „Erfolg“ bahnt, der aber eben immer den „Misserfolg“ der anderen Menschen bedeutet. „Aus dem Überfluss seines Herzens bringt er Böses hervor“, sagt Jesus und meint das „Überflüssige“ damit, während er gegenüberstellend die „Armen im Geiste“ immer wieder hervorhebt, die, die einfach nur im Vertrauen auf IHN leben. Gutes, im Sinne Jesu, kennt keine Verlierer, Gutes kennt immer nur Gewinner!
046) Jesus sagte: Von Adam an ist unter den von Frauen Geborenen keiner, der Johannes den Täufer übertrifft, und der vor ihm nicht die Augen senken müsste. Aber ich sage euch: Wer ein Kind wird, der wird das Reich erkennen und Johannes übertreffen.
Auch dieser Spruch ist mit der „klassischen Glaubensvorstellung“ und dem damals vorherrschenden Bewusstsein eigentlich nicht zu verstehen. Die „Größe“ einer Persönlichkeit ist ein Maß, das von den Menschen damals gar nicht erfasst werden konnte und so dürfte der Spruch zwar als Ansporn an die damalige, aber auch als Information an unsere Generation gedacht sein. Jesus ist wesensähnlich mit Christus, dem SOHN, aber Johannes der Täufer ist wesensähnlich mit dem Schöpfervater! Niemand, auch nicht Jesus, übertrifft die „innere Größe“ von Johannes dem Täufer! Nun verhielt es sich aber damals so, dass Johannes zwar als Prophet auftrat, aber den langen Weg zur inneren Reinheit, der ihn zum Kind gemacht hätte, noch gar nicht gegangen war. Jeder aber der auf diesen Weg unterwegs ist „überholt“ Johannes sozusagen und übertrifft ihn an innerer Schönheit und Weisheit solange bis dieser ebenfalls den Weg gegangen ist. Für diese Konstellation aber gab es nur ein bestimmtes Zeitfenster und das ist jetzt längst geschlossen, denn Johannes der Täufer ist auch auf dem Weg zu Reinheit nicht mehr zu überholen. Er ist der Größte!
047) Jesus: Kein Mensch kann auf zwei Pferde steigen oder zwei Bögen spannen, und kein Knecht kann zwei Herren dienen, oder er achtet einen und missachtet den anderen. Auch näht man keinen alten Lappen auf ein neues Kleid; denn sonst entsteht ein Riss. Niemand trinkt alten Wein und will dann sofort neuen trinken. Den neuen Wein gießt man nicht in alte Schläuche, damit sie nicht platzen, und in einen neuen Schlauch gießt man keinen alten Wein, damit der neue Schlauch nicht den alten Wein verdirbt.
Hier versucht Jesus die Unvereinbarkeit seiner Denkwelt mit der damals vorherrschenden Denkwelt bildhaft zu verdeutlichen. Mit immer neuen Metaphern will er seinen Jüngern klarmachen, dass man nicht in beiden Welten zugleich zu Hause sein kann. Es geht einfach nicht, denn wenn man ins Licht gefunden hat steht man auch im Licht und kann nicht zugleich im Dunkeln wandeln. Das geht nicht! Dieser Konflikt ist auch in unserer Generation sehr schön zu beobachten, denn die „Kinder des Lichts“ lassen nicht ab von ihrem Tun, ihrem Denken, ihrer Suche nach Erkenntnis und schütteln sich wenn sie mit dem Gedankengut der „alten Religionen“ konfrontiert werden. Die Denkwelten sind inkompatibel und wenn die „lichtlosen“ Menschen auch noch so sehr versuchen ihre Vorstellungen den „Kindern des Lichts“ schmackhaft zu machen, werden diese den „alten Mantel“ nicht mehr überziehen, werden dieser Denkwelt nicht mehr Folge leisten!
048) Jesus: Wenn zwei im selben Haus miteinander Frieden machen, dann befehlen sie dem Berg, anderswo hinzugehen, und er geht woanders hin.
Das hört sich doch wunderschön an, doch das „Frieden machen“ ist gar nicht so einfach wenn der innere Groll aufeinander jedes Miteinander auszuschließen scheint. „Frieden machen“, das hat nichts mit dem äußerlichen „Friedensschluss“ zu tun, nichts mit der typischen „Lass uns wieder gut sein“- Geste sondern was Jesus hier meint ist ein seelischer „Verschmelzungsprozess“ zweier Menschen, ein unendlich zarter Berührungsvorgang, ein aufeinander Einlassen, ein gegenseitiges Einfühlen, ein Vorgang der zur selbstlosen Liebe zueinander führt und den Himmel öffnet. Was immer auch an Schwierigkeiten vorher anstand löst sich dann allmählich auf, es verschwinden bergeweise Probleme und Frieden zieht in das Haus ein.
049) Jesus sprach: Selig seid ihr Einsamen, die ihr auserwählt seid das Reich zu finden. Denn aus ihm seid ihr gekommen, und erneut geht ihr dahin zurück.
Der Moment in dem man sich zum Anklopfen an Gottes Pforte entschließt ist immer ein einsamer Moment. Die Entscheidung muss ganz alleine getroffen werden und in den allermeisten Fällen ist man dabei alleine oder so sehr nach innen gekehrt, dass man für eine kleine Weile andere anwesende Menschen ausblendet. Ein Moment der Einsamkeit geht also dem Eintritt ins Licht voraus, ein kleiner Augenblick der Abwendung von der Welt und Hinwendung zu Gott ist die Voraussetzung das Reich zu finden. Aus diesem Reich, dem Geiste Gottes, entspringt die Welt, entstammen wir und gehen auch wieder ein. Es ist aber wunderschön auch den kurzen Abschnitt auf der Erde im Bewusstsein zu leben Sein Reich in sich zu tragen.