011) Jesus: Dieser Himmel und der Himmel über ihm wird vergehen. Die Toten leben nicht, und die Lebenden sterben nicht. Indem ihr esst, was tot war, macht ihr daraus etwas, das lebt. Da ihr nun ins Licht geht – was wollt ihr tun? Obwohl ihr einer seid, wurdet ihr zwei; da ihr nun zwei seid – was wollt ihr tun?
Meines Erachtens sind hier Fragmente zusammengestellt die zunächst erst einmal getrennt gedeutet und dann auf ihren Zusammenhang hin untersucht werden sollten.
Ich schlage vor:
- Dieser Himmel und der Himmel über ihm wird vergehen.
- Die Toten leben nicht, und die Lebenden sterben nicht.
- Indem ihr esst, was tot war, macht ihr daraus etwas, das lebt.
- Da ihr nun ins Licht geht – was wollt ihr tun? Obwohl ihr einer seid,
wurdet ihr zwei; da ihr nun zwei seid – was wollt ihr tun?
zu 1:
Auch in dem Buch der Offenbarung wird vom Himmel gesprochen aus dem Christus eines Tages kommen wird und so wie dort kann man dieses Wort Himmel eigentlich nur mit „Bewusstsein/Unterbewusstsein/Denkwelt“ oder zusammenfassend „Geist“ begreifen. Aus unserem eigenem „Geist“ unserem „Himmel in uns“ kommt Christus zu uns und spricht mit uns und so können wir auch diesen Satz deuten. Jesus spricht diesen Satz vor Ostern zu seinen Jüngern, denn er weiß, dass die Denkwelt in der seine Freunde leben mit Ostern enden wird und eine neue Denkwelt Einzug halten wird. In der Gnosis wird diese Denkwelt gerne als die „Siebenheit“ bezeichnet. Jesus weiß aber auch, dass die „Siebenheit“ nur eine vorübergehende Denkwelt ist und dann durch die „Achtheit“, die „Frau am Himmel“ abgelöst werden wird. Er kündigt also seinen Jüngern an, dass ihre damalige Denkwelt durch eine neue und diese neue Denkwelt durch eine noch dahinter liegende Denkwelt ersetzt werden wird!
zu 2:
Unsere Seele, unser Bewusstsein ist unsterblich! Natürlich weilen die „Toten“ nicht unter uns auf der Erde und im biologischen Sinne leben sie nicht mehr, aber die hier Lebenden werden auch nicht sterben, denn ihr Bewusstsein, ihre Seelen leben ja weiter und man sieht sich, entweder hier oder dort auf jeden Fall wieder. Wozu also etwas thematisieren das es doch gar nicht gibt! So etwa kann man sich die Bedeutung des kurzen Satzes von Jesus vorstellen, denn für ihn ist das nun wirklich kein Thema, es ist doch offensichtlich!
zu 3:
Jesus war vermutlich Mitglied einer Essenergemeinschaft und lehrte auch deren Erkenntnisstand zu Ernährungsfragen. Das Töten von Tieren dürfte schon damals nicht in seinem Sinne gewesen sein, aber er wusste natürlich um die kulturellen Gepflogenheiten dieser Tage und lebte auch in ihnen. Das Essen von „toten Tieren“ aber ist nicht wirklich ein Problem für ihn, denn auch durch den Nahrungsgehalt von Fleisch entsteht Leben.
zu 4:
Oh je, hier hat er aber die Denkkraft seiner Jünger arg strapaziert und ich kann nur versuchen diese Sätze vorsichtig zu ergänzen um sie verständlich zu machen. Die Szene dazu ist einfach zu rekonstruieren: Kurz vor Ostern erklärt Jesus seinen Freunden, dass für sie der „Eingang ins Licht“ bevorsteht und da er weiß, dass sie das alle erleben werden verblüfft er sie mit der für ihn – aber eben nur für ihn – offensichtlichen Unveränderbarkeit der Abläufe. Er will ihnen wohl sagen: „Ihr könnt nichts dagegen tun!“ Was immer die Jünger nämlich auch unternehmen würden, sie wüssten gar nicht was sie tun sollten, wissen nichts von dem was sie im „Land des Lichts“ erwartet, wissen nichts von der Gespaltenheit ihrer Persönlichkeiten, der Abspaltung ihrer Anima-Seele zu deren Überwindung sie ja überhaupt erst nach Jesu Weggang antreten werden. Aus zwei soll Eins werden, aber das können sich die Jünger erst Recht nicht vorstellen! „Was wollt ihr tun? Ich habe euch bis hierher geführt und die Dinge werden geschehen so wie ich sie euch angekündigt habe!“, hat Jesus wohl sagen wollen.
Wer den Aufwachtag bei seinen Freunden in etwa vorhersehen kann, der kann so eine Szene leicht nachstellen. Er erntet heute wie damals ziemlich verständnislose Blicke, egal ob er fragt: „Was willst du tun?“ oder die Behauptung aufstellt: „Du wirst erwachen und kannst sowieso nichts dagegen tun!“
Diese 4 Sätze sind nicht notwendigerweise in direktem Zusammenhang zu sehen. Sie beleuchten Aspekte seiner Lehre und ergänzen so die Spruchsammlung.