Zeig mir wie das Lieben geht!

Wer je einem Menschen begegnet ist dessen Lebensgefühl durch dieses Gedicht ausgedrückt wird, der muss eine Entscheidung treffen, denn diese Seele ist an den Grenzen des Lebens angekommen, sie kann einfach nicht mehr! Aber wie kann man denn einem Menschen, dem offensichtlich jeder Lebenswille abhanden gekommen ist, aus so einer Lage heraushelfen? Womit kann eine solche Trostlosigkeit denn überwunden werden? Reichen dazu ein paar tröstende Worte oder der Rat sich einem Therapeuten anzuvertrauen aus, um aus der Sehnsucht nach dem Tod zurück ins Leben zu gelangen? Ganz sicherlich nicht, denn diesem Menschenkind ist das Urgefühl, auf dieser Erde gewollt zu sein, abhanden gekommen und um das wieder zu erwecken gibt es nur eine Möglichkeit: Man muss sein eigenes Selbst, sein eigenes Urgefühl, sein eigenes Licht diesem „Kind“ schenken und es zum Ursprung des Daseins zurückführen und von Anfang seines Lebens an noch einmal aufwachsen lassen, in einer Liebe und Geborgenheit, die alle vorhandenen Verletzungen überliebt. Dazu muss man zuerst einmal alles über Bord werfen, was man als Erwachsener bisher für gut und richtig hielt, denn nichts davon interessiert jetzt noch, man muss alles „Erlernte“  vergessen, jede Regel missachten, und sich selbst so schutzlos wie ein kleines Kind machen um dann diesem Menschenkind die Hand zu reichen und Fragen wie diese zu stellen: „Wer bist du?“ , „Darf ich zu dir kommen?“

In der Tat kann in einem solchen Moment sich das Leben von gleich zwei Menschen völlig verändern, denn beide werden von nun an Zeuge eines Vorganges, den man nur als „Schöpfungsakt“ treffend benennen kann. Sicher, von nun an beginnt ein langer und steiniger Weg, der Beiden alles abverlangt was menschlich ertragbar scheint. Der eine muss gegen jeden inneren Schmerz und dem Verlangen nach ewiger Ruhe noch einmal alles wagen und einem Menschen das eigene Leben anvertrauen, der andere muss alle gewohnten Bahnen verlassen und sich einem – womöglich wildfremden – Menschen mit Haut und Haaren verschenken. Er muss vor allem lernen sich klein zu machen, selbst wieder die Welt aus den Augen eines verletzten Kindes betrachten und sich mit der Verspieltheit eines kleinen Hasens auf den anderen einlassen. Alle erdachten Weltanschauungen, Religionen und Ideologien sind auf einmal nutzlos, wenn man sich der Seele eines so verletzten „Kindes“ nähern möchte. Man muss selbst so klein werden, selbst sich verletzlich machen und die Schmerzen des anderen mittragen, muss dabei aber stark wie ein Löwe bleiben, denn das reale Leben muss weitergehen, ja es türmen sich häufig sogar Widerstände aus der normalen Umgebung auf, denn nie werden diese „Normalen“ nachvollziehen können, welch ein Zauber einer solchen heilenden Beziehung inne wohnt!

Sie wissen nicht, dass dabei Liebe entsteht und wüssten sie es, würden sie es missbilligen! Sie wissen nicht, dass man genau während dieser „Neuschöpfung“ Gott begegnet wie nirgends sonst im Leben und würde man es ihnen sagen, würden sie verständnislos den Kopf schütteln. Sie wissen auch nicht, dass diese Beiden sich einander brauchen, einander bedingen und sie wissen nicht, dass Gott über diese Beiden Seine Hand hält und sie für ihren Mut, das Leben und die Liebe zu wagen, belohnen wird.

Aber welche Widerstände auch zu überwinden sein mögen, die Worte voller Zärtlichkeit und Liebe, die zwei Menschen sich schenken, sind stärker als alles Leid dieser Welt. Und was wie ein Wunder scheint ist fester Bestandteil Seiner Schöpfung, denn aus dieser zärtlichen Beziehung heraus wächst das Urvertrauen wieder heran, entsteht eine neue Selbstwahrnehmung die zur Selbstliebe führt und es entsteht eine neue Persönlichkeit! Verwöhnt einander, liebt einander, erkundet einander, vertraut einander, spielt wie kleine Kinder miteinander oder flirtet wie Teenies, wischt hinweg was man euch an Normen eingetrichtert hat und findet in euch drin euer wahres Selbst, eurer „inneres Kind“ und lasst dieses miteinander reifen.

Und mit den Worten meines Lehrers Eugen Drewermann möchte ich euch Mut machen, euch zu wagen, wenn ihr je einem so verletzen „Kind“ begegnen solltet!


Lasst eure Worte so klingen…

„Es müssten die Worte, die wir sprechen, sein wie der Wind, der durch die Blätter des Weinberges weht, so sanft, so befruchtend und so zart. Es müssten unsere Augen so warm und hell sein wie die Sonne am Himmel, dass sie jede Angst entfernt und das Erdreich lockert für die Pflanzen, die aufsteigen möchten zum Licht, und den reifenden Früchten Mut macht, sich zu entfalten, und ihnen ihre Süßigkeit gibt in den Stunden der Vollendung. Es sollten unsere Hände und unser Tun mild sein wie ein Morgenregen und wie der Tau über den Blättern. So sollten wir einander reifen lassen im Weinberg des Herrn.“