Menschenkenntnis = Gotteskenntnis?
In den letzten beiden Jahrhunderten hat sich das Wissen der Menschheit expotential entwickelt. Bis in die kleinsten denkbaren Strukturen haben wir die Schöpfung erkundet und ebenso das Weltall versucht zu verstehen. Auch in der Menschenkunde sind wir heute unseren Altvorderen weit voraus, auch wenn die Entwicklung ganze Bereiche von „spirituellem Wissen“ weit aus dem Blickfeld der modernen Forschung verdrängt hat. Dennoch hat uns das heutige Wissen um das Wesen des Menschen im menschlichen Miteinander weit nach vorne gebracht und früher unerklärliche Verhaltensweisen verstehbar und auch heilbar gemacht. Aus „Schicksalsglauben“ wurde Verständnis für die Zusammenhänge des Unterbewusstseins und des Handelns, und mit klarem Verstand kann man heute auch die Erscheinungen während einer Psychose erklären. Zwanghafte Verhaltensweisen werden zunehmend nicht mehr als „sündhaft“ sondern eben als das was sie sind, als „krankhaft“, angesehen und diese Erkenntnisse finden auch schon lange ihren Niederschlag im Strafrecht. Zu allen Zeiten aber haben „inspirierte Menschen“ versucht sich eine Vorstellung von Gott zu machen und dabei wie selbstverständlich die Kenntnisse über sich selbst und anderen Menschen zugrunde gelegt was zu eher schrägen Gottesbildern führte. Schon Abraham meinte „Gott“ gehorchen und seinen Sohn Isaak opfern zu müssen, gehorchte dabei aber lediglich seinen eigenen zwanghaften Vorstellungen von Gott. Erst im letzten Moment erkannte er, dass er sich selbst und seine Vorstellung ändern muss, damit er nicht weiterhin solchen Humbug betreibt. Auch diese Einsicht schrieb er göttlicher Eingebung zu und von diesem Moment an dürfte wohl klar sein, dass eine von beiden „göttlichen Anweisungen“ nicht von Gott stammen kann, denn sonst hätte Gott sich ja selbst widersprochen!
Es ist also dringend an der Zeit, dass wir unsere umfassenden Kenntnisse über das Wesen des Menschen auch auf unser Gottesbild übertragen und uns von den zivilisationsbedingten Vorstellungen früherer Generationen befreien!